Herdenschutzhunde für Pferde

12. Februar 2024

Den Einsatz von Herdenschutzhunden (HSH) kennt man vor allem aus der Schafhaltung. Es gibt auch Pferdehaltungen, die HSH erfolgreich zum Schutz von Pferden einsetzen. Wichtig ist dabei, dass die Hunde vertrauenswürdig, aufmerksam und schützend gegenüber den zu beschützenden Weidetieren agieren (Coppinger et al. 1982). Grundvoraussetzung dafür ist eine soziale Bindung zwischen den HSH und den zu schützenden Tieren. Um dies zu erreichen, wachsen die Welpen in der „Herde“ auf und lernen, dass alle Tiere in ihrem Territorium zum Rudel gehören und beschützt werden müssen (AG Herdenschutzhunde e.V.).

Auch zwischen Pferden und HSH sind soziale Bindungen möglich, die sich u.a. durch freundliches Verhalten von Pferden gegenüber HSH zeigen (Voigtländer-Schnabel et al. 2022). In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass Pferde signifikant mehr freundliches (Aufmerksamkeit gegenüber den Hunden) als unfreundliches Verhalten (Ohren anlegen oder Trittdrohung) gegenüber den HSH zeigten. Bei unfreundlichen Verhalten der Pferde zogen sich die HSH sofort zurück und es kann davon ausgegangen werden, dass die Hunde gelernt haben, Drohungen von Pferden zu erkennen. Interessanter Weise zeigten die Hunde Interventionsverhalten bei sogenannten Spielkämpfen der Pferde (Hengste) und begannen zu bellen und liefen zwischen den Pferden umher. Hunde greifen in das Spiel und die aggressiven Begegnungen ihrer Artgenossen ein (Ward et al. 2009). Ein ähnliches eingreifendes Verhalten zeigen Pferde, um das Aggressionsniveau innerhalb der Gruppe zu senken und soziale Bindungen aufzubauen (Schneider und Krueger, 2012). Das beobachtete interspezifische Interventionsverhalten von den HSH bei Spielkämpfen zwischen Pferden deutet ebenfalls darauf hin, dass die Hunde in der Studie ein gewisses Maß an sozialer Bindung zu den Pferden aufgebaut haben.

Soziale Bindungen konnten überdies bei HSH und freilebenden Ponys in Spanien nachgewiesen werden (Lagos und Blanco, 2021). Hier wurden zwei spanische Mastiff erfolgreich mit Garrano-Ponys vergesellschaftet und in die Herde integriert. Übergriffe auf Fohlen waren in der Herde mit HSH geringer und auch in anderen Herden auf demselben Gebiet gab es weniger Fohlenverluste.  

Inwieweit die Anschaffung von HSH zum Schutz von Pferden sinnvoll ist, muss für Haltung individuell betrachtet werden. Erste wichtige Informationen zur Anschaffung und Haltung von HSH findet man beim Bundeszentrum Weidetier und Wolf. Hier findet man überdies wichtige Adressen zu Herdenschutzberatung und Fördermöglichkeiten in den einzelnen Bundesländern. Eine Beratung ist auf jeden Fall anzuraten.

Das Video „Wolf – Pferd – Kangal: Ein Reich für Harald“ gibt einen interessanten Einblick wie die Integration von HSH in eine Pferdegruppe ablaufen kann.

Folgende Links bieten weiterführende Informationen zur Thematik:

VFD-Leitfaden für den Einsatz von Herdenschutzhunden

Weiterführende Informationen zu Herdenschutzhunden (alphabetische Reihenfolge):

Arbeitsgemeinschaft Herdenschutzhunde e.V.

Interessensgemeinschaft Herdenschutz plus Hund e.V.

Verband Herdenschutz e.V.

Verein für arbeitende Herdenschutzhunde e.V.

Bildnachweis: Birgit Gerigk

Referenzen:

Coppinger R, Lorenz J, Glendinning J, Pinardi P (1983) Attentiveness of guarding dogs for reducing predation on domestic sheep. J. Range Manag. 36, 275 – 279.

Lagos L, Blanco P (2021) Testing the use of dogs to prevent wolf attacks on free-ranging ponies in NW Iberia. CDPNews 23:20-27.

Schneider G, Krueger K (2012) Third-party interventions keep social partners from exchanging affiliative interactions with others. Animal Behaviour 83:377 – 387.

Voigtlaender-Schnabel S, Vogel L, Bathen M, Greiner B, Gruentjens T, Hempel E, Herold P, Krueger K, Martin H, Schuette P, Solmsen E-H, Wiezorek S (2022) Reactions of horses to wildlife and livestock guarding dogs. CDPnews 24:49-58

Ward C, Trisko R, Smuts BB (2009) Third-party interventions in dyadic play between littermates of domestic dogs, Canis lupus familiaris. Animal Behaviour 78:1153-1160.

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